Zunächst einmal der grobe Einstieg: Bei “Northern Tale” handelt es sich um ein sogenanntes “Time Management Game” - Man muss also bestimmte Aufgaben möglichst effizient erledigen. Ein weiter verbreiteter Vertreter ist das Spiel “Royal Envoy”, was nicht nur grafisch, sondern auch vom generellen Stil an “Northern Tale” erinnert.
Was jetzt noch nicht besonders fesselnd klingt, kommt auch in den ersten Minuten nicht so daher. Eingebettet ist das Geschehen in eine süßlich-leichte, etwas naive Story: Eine böse Hexe hat eure drei Töchter entführt und anstatt euch oder den Mädchen einfach direkt den Gar auszumachen, legt sie euch Steine in den Weg, um euch von der Verfolgung abzuhalten. Wortwörtlich.
Nun, nicht ganz. Mit Steinen könntet ihr nicht viel anfangen und da es sich um eine sehr fürsorgliche Hexe handelt, mischt sie nicht nur wikingergerechte Fleischbroken, sondern auch pures Gold unter die Wegblockaden.
Ironie beiseite - Natürlich bekommt das Spiel keinen Sonderpreis für die schlüssigste Story, denn die Herangehensweise erinnert an die neuen Layton-Teile; Rätsel rinn ins Spiel, der Rest ergibt sich von selbst. Aber wenn solche Riesen das dürfen, kann das auch dieses eher kleine Schmuckstück.
Denn das Spiel kann mit auf vielen verschiedenen Ebenen durchaus punkten: die Grafik ist angemessen schön, klar und verbraucht kaum Ressourcen, so dass auch das Zocken auf dem Laptop ohne Überhitzung möglich ist. Die Aufteilung ist simpel gehalten, die Missionen sind verständlich gehalten und das Tempo ist eher gemäßigt, so dass auch Neulinge des Genres einen leichten Einstieg finden.
Wem es noch nicht leicht genug ist, dem stehen darüber hinaus auch noch Tipps zur Verfügung. Der nicht allzuhohe Anspruch sorgt auch für einen kindgerechten Zeitvertreib. Da so eine Aussage eingefleischte Gamer ja normalerweise rennen lässt wie sonst nur “Casual Games” oder “grafikstarker Handheld”, sei hier schnell die größte Stärke des Spiels erwähnt: Der Suchtfaktor.
Denn immer findet man einen effizienteren Weg oder eine Möglichkeit, doch noch das Gold mitzunehmen, bevor die Zeit abläuft. Mit einer Sternewertung zwischen eins und drei und einem Achivement-System wird das Optimieren der Level nur bestärkt und bei der kurzen Spieldauer verliert man sich leicht mal in dem Geschehen, mit einem Auge auf dem Spielfeld und einem auf der Sanduhr. Trotz des grundsätzlich eher gemäßigten Tempos kann es also, abhängig vom Spieleranspruch an sich selbst, durchaus zu Schweißausbrüchen an der Tastatur kommen.
15 Level hat das Spiel augenscheinlich, natürlich kommen da noch einige Boni und versteckte Kleinigkeiten hinzu. An Extras hat das Spiel leider nicht viel auf dem Kasten, da wird wohl auf die Sammler-Edition zu warten sein. Liebevoll abgerundet wird das Spiel durch kleine “Fun Facts” während der Ladezeiten (z.B. “Wikinger hatten keine Hörner an den Helmen”), was dem Spiel einen gut durchdachten und in sich sehr harmonischen Touch verleiht.
Wer also schon immer am Ausgang des Dungeons nochmal umkehrt, um den Rest zu erkunden oder schon auf dem Gameboy alle 150 Pokémon hatte, findet hier kurzweiligen stundenlangen Spaß mit der gewissen Liebe zum Detail. Aber nicht wundern, wenn es nach “nur diesem einen Level noch” plötzlich dunkel draußen ist!